Soundcheck beim Live Mischen

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Ein Soundcheck läuft selten nach einem konkreten Plan ab.

Die untenstehenden Punkte schaffen einen Überblick, wie man bei einem Soundcheck vorgehen kann. Manchmal ist es nötig, einzelne Punkte auch mehrmals durchzugehen. Die Reihenfolge kann dabei variieren.

Wenn mehrere Bands am Veranstaltungsabend spielen, sollte man den Soundcheck für die erste Band am Schluss machen.

Kommen wir zu einer möglichen Vorgehensweise:

1. Signale empfangen

Alles ist verkabelt und angeschlossen. Mit einem Linecheck hat man bereits vorab überprüft, dass alle Signale reinkommen wo sie sollen. Dies macht man z.B. durch das Durchklopfen der Mikros mit den Fingern.

Die Channel-Fader sind unten und der Masterfader liegt – wenn alles richtig eingestellt ist – im Bereich 0dB. Alle benötigten Kanäle sind ent-mutet.

Bedienoberfläche des Mischpults beim Soundcheck

2. Gesang am Monitor

Musiker – wie z.B. Sänger oder Keyboarder – welche abhängig von einem Bühnenmonitor sind, sollten bereits zu Beginn ein Signal auf ihrem Monitor haben. Falls zu wenig Signal ankommt, dreht man den Send weiter auf.

Bühnenmonitor vor Mikrofonständer

3. Lautstärke der Band

Bevor man mit den einzelnen Signalen arbeitet, sollte die Band einen kurzen Teil eines Songs anspielen. Die PA-Anlage ist dabei noch stumm. Jetzt ist darauf zu achten, dass die Lautstärke auf der Bühne nicht zu hoch ist und dass die Instrumente zueinander von der Lautstärke ausgewogen sind.

Es darf kein Musiker die anderen durch Lautstärke übertönen! Wird die Lautstärke der Amps z.B. verändert, bitte nicht vergessen den Gain-Regler des Mikrofonpreamps anzupassen.

Schallpegelmesser auf Holzplatte

4. Reihenfolge Soundcheck

Jetzt widmet man sich den einzelnen Signalen.
Folgende Reihenfolge hat sich eingebürgert: Kick, Snare, Toms, (Overheads), Bass, Gitarren/Keyboard und zum Schluss der Gesang.

Besser ist es aber mit dem Gesang anzufangen.
Dies hat einen großen Vorteil: Wenn man mit dem Gesang fertig ist, lässt man die Fader oben. Die Gesangsmikrofone nehmen nämlich auch alle restlichen Instrumente wie Amps, Drum-Overheads usw. auf und tragen somit zum Gesamtsound bei.

Checkt man nach dem Gesang nun z.B. die Drums hat man durch die offenen Gesangsmikrofone einen besseren Eindruck des Drumsounds.

Mit dem Gesang zu starten hat auch den Vorteil, dass die Kommunikation zwischen Tontechniker und Musiker von Anfang an gegeben ist.

Behringer X32 Remote Control

5. Signale einzeln bearbeiten

Zuerst zieht man den jeweiligen Kanal mit dem Channel-Fader hoch damit man diesen auf der PA-Anlage gut hören kann. Danach passt man alle Einstellungen im Kanal an (EQ, Gate, Kompressor).

Wenn man mit dem Kanal fertig ist, ist es sinnvoll den Fader oben zu lassen, da jedes offene Mikrofon zum Gesamtsound beiträgt.

Mögliche Einstellungen von einzelnen Instrumenten findet man zahlreich im Internet. Die wichtigsten Punkte haben wir weiter unten für euch zusammengefasst.

Drehregler für Kompressor

6. Sounds like Shit!?

Sollte ein Sound überhaupt nicht passen wie z.B. der Gitarrensound, kann man mit der Mikrofonpositionierung experimentieren um den Sound zu verbessern.

Es kommt oft vor, dass z.B. einzelne Trommeln des Schlagzeugs wummern oder etwas mit scheppert. Mit Moongels z.B. kann man Obertöne eliminieren und die Ausklingzeit der Trommeln deutlich reduzieren.

Diese Probleme müssen beseitigt werden!

 

Snare mit Moongel

7. Der erste Mix

Danach kann die Band einen Song spielen. Jetzt macht man seinen ersten Mix. Sinnvoll ist es alle Fader nochmal runter zu ziehen um den Mix frisch beginnen zu können.
Wichtig ist, dass das Fundament Schlagzeug und Bass stimmig ist. Wenn dieses ausgewogen klingt, bringt man die restlichen Instrumente in den Mix ein.

Es kann aber auch mit dem Gesang begonnen werden und dann baut man den Mix rund um den Gesang auf.

Steht der Mix, kann man Gate, EQ und Kompressor in den einzelnen Channels anpassen, sollte etwas nicht passen.

X32 Ipad Remote Control

8. Wichtig für den Soundcheck!

Man darf bei kleinen Gigs den Sound von der Bühne nur unterstützen und diesen nicht komplett platt machen!
Auch nicht wenn die Leistung dazu vorhanden wäre.

Achtung Symbol

9. Monitorsound

Jetzt werden die ersten Wünsche bezüglich Monitorsound kommen. Man sollte aber nicht allen Wünschen blind folgen. Besonders wenn es um Lautstärke geht.
Zu laute Monitore können den Gesamtsound deutlich verschlechtern da sich der PA-Sound mit dem Monitorsound vermischt. Je lauter der Monitor desto mehr Übersprechen hat man auch in die Gesangsmikrofone bzw. alle anderen Mikrofone.
Manche Monitorwünsche erledigen sich vielleicht von alleine wenn die Musiker ihr Instrument mit entsprechender Energie während der Show spielen.

Grundsätzlich ist es immer von Vorteil wenn sich Tontechniker und Musiker den Monitorsound gemeinsam anhören. So kann man besser über Probleme diskutieren.

Zwei Bühnenmonitore vor Mikrofon

10. Gruppenbearbeitung

Hat man Gruppen z.B. für den Gesang oder für die restlichen Instrumente erstellt, kann man sich in den Gruppen noch mit EQ und Kompression beschäftigen.

Beim Soundcheck sollte man es mit Kompression in den Gruppen oder im Main-LR-Bus nicht übertreiben.
Man hat während des Konzerts immer noch Zeit Einstellungen vorzunehmen.

Vier Fader der X32 Remote Control App

11. Effekte und nächste Band bitte!

Wenn noch Zeit übrig ist, kann man mit Effekten wie Hall und Delay auf den Gesangsstimmen experimentieren. Hier sollte man sich ebenfalls zurückhalten.

Ist man soweit zufrieden, können die Einstellungen gespeichert werden.

Danach geht es weiter mit dem Soundcheck der ersten Band des Abends.

Sollten am Veranstaltungsabend noch weitere Instrumente oder Sampler etc. oder auch In-Ear-Systeme vorkommen, welche beim Soundcheck noch nicht angehängt worden sind, ist es von Vorteil diese noch vor dem Konzert zu testen.

Halleffekt mit Reglern

12. Soundcheck Drums

Kick:
Zuerst passt man den Gain-Regler an. Man sollte hier noch genug Reserven lassen falls der Drummer noch zurückhaltend spielt. Der Low-Cut kann auf ca. 35Hz gestellt werden.

Mögliche Ausgangswerte für das Gate sind:
Range 60dB, Attack Zeit von 0 bis 5ms, eine Hold-Zeit von 0ms und eine mittlere Release Zeit von ca. 100ms.
Jetzt muss man nur noch das Gate aktivieren und den Threshold nach oben drehen bis das Gate in seinen Arbeitsbereich kommt. Der Threshold muss so eingestellt werden, dass sich das Gate auch bei nicht ganz so lauten Schlägen öffnet. Danach ist die Release-Zeit anzupassen.
Bei kleinen Gigs kann man die Release-Zeit sehr kurz wählen, da die Original-Kick noch lange genug im Raum zu hören ist, während die Kick über die PA-Anlage schon längst nicht mehr zu hören ist.

Bei sehr kurzen Attack oder Release-Zeiten kann es zu unschönen Verzerrungen kommen. Sollte dies der Fall sein, sollte man die Zeiten erhöhen.
Manchmal sind diese Verzerrungsartefakte vor allem bei kurzer Attack-Zeit erwünscht, da es eine Art Knacksen erzeugt, wodurch sich die Kick mehr durchsetzen kann.

Kommen wir zum Kompressor:
Eine Ratio von 4:1 auf der Bassdrum ist ein guter Startpunkt. Bei einer kurzen Attack-Zeit von 0 bis einigen ms, einer Release-Zeit von ebenso 0 bis einigen ms und einer Hold-Dauer bei null, drückt der Kompressor auf die Transiente drauf.
Die Transiente ist immer viel lauter als der Rest der Bassdrum. Transient und Bauch rücken durch die Kompression nun in ihrer Lautstärke näher zusammen. Der Threshold muss so weit runter bis der Kompressor die Transiente um einige dB reduziert. Die Gain-Reduction kann nun mit dem Gain-Regler wieder aufgeholt werden.

Gleiche Vorgehensweise von Gate und Kompressor kann man auch bei den Toms verwenden. Beim Equalizer für die Bassdrum setzen wir uns mit dem ersten parametrischen EQ zwischen 60 bis 120 Hz. Hier kann man um einige dB boosten sodass die Bassdrum beginnt, richtig Luft zu bewegen.
Den Attack möchte man natürlich rauskitzeln damit man die Bassdrum nicht nur spüren, sondern auch klatschen hören kann. Darum bossten man ordentlich zwischen 2-4kHz.

Den Mittenbereich – alles was zwischen Druck und Attack liegt – bracht man weniger und kann diesen bei ca. 400Hz um einige dB absenken.

Die EQ-Einstellungen funktionieren für Toms im Übrigen genauso. Man muss mit dem ersten parametrischen EQ nur den richtigen Bereich finden, wo die Tom beginnt, Luft zu bewegen. Für die High-Tom muss man natürlich bei der Frequenz höher ansetzen als bei einer Floor-Tom.

Die Snare Drum ist bei kleinen Gigs fast immer zu laut:
Das heißt also, man macht gar nichts und der Channel-Fader bleibt oft unten. Wenn man aber etwas mehr Druck haben will, kann man folgendes probieren: Man sucht sich mit dem parametrischen EQ auch hier die Frequenz an der die Snare beginnt, druckvoll zu werden und boostet diesen Bereich etwas. Dieser Bereich wird rund um 200Hz liegen. Alles über ca. 600Hz kannst man mit einem High-Cut oder einem High-Shelf-EQ wegschneiden. Wenn man nun den Fader der Snare nach oben bewegt, wird die Snare druckvoller, ohne dass dabei die Becken und Hi-Hats, welche in das Snare-Mikrofon übersprechen, mit angehoben werden.
Die Snare wird bei dieser Vorgehensweise auch nicht zu dumpf klingen, da der Akustik-Sound der Snare bei kleinen Bühnen bereits laut zu hören ist. Im Notfall kann man die Snare zusätzlich noch von unten mikrofonieren.

Ein Gate auf der Snare verwendet man so so gut wie nie, da man zu leise Schläge einfach ausblenden würde.
Die Overheads kann man bei kleinen Gigs getrost weglassen da diese meist sowieso zu laut sind bzw. auch von den Gesangsmikrofonen mit aufgenommen werden.

Schlagzeug auf kleiner Bühne mit Mikrofonen

13. Soundcheck Bass

Beim Bass sollte man nicht zu viel wegschneiden. Ein Low-Cut bei 50Hz bis 70Hz ist aber noch völlig ok.
Ein Kompressor auf dem Bass ist von Vorteil. Heftig eingestellte Kompressoren können bei Tonabnehmern aber zu Feedback bzw. Brummen führen. Desshalb sollte man darauf achten, dass der Kompressor nicht zu stark arbeitet.
Eine Ratio von 4:1 oder auch höher ist ein guter Startpunkt. Eine kurze Attack von 0 bis 10ms, um das „Anzupfen“ des Basses etwas runter zu drücken, und eine lange Release-Zeit von über 100ms sind ebenso gute Startwerte. Die GR holt man mit dem Gain- Regler wieder auf. Bitte nur so viel Gain wie in der Gain-Reduction-Anzeige maximal angezeigt wird.

Ein High-Cut oder High-Shelf kann dafür sorgen, dass „Müll“ beseitigt wird. Das Gekratze obenrum braucht man bei kleinen Gigs nicht unbedingt.
Durch Boosten kann man versuchen mit dem EQ einen Bereich zu finden, der den Bass richtig druckvoll werden lässt. Dieser Bereich liegt rund um 160Hz. Manchmal ist es sinnvoll im Bereich 100Hz etwas raus zu ziehen damit der Bass sauber klingt und weniger dröhnt.

Orange Terror Amp auf Bühne

14. Soundcheck Gitarren

Bei verzerrten E-Gitarren reicht of ein Low-Cut rund um 100-120Hz aus.
Man sollte ordentlich Platz untenrum für den Bass schaffen.
Auch ein High-Cut ist sinnvoll. Man kann viel wegschneiden, ohne den Sound der Gitarre stark zu beeinflussen. Besonders wenn die Gitarre grell und kratzig ist und man die Mikrofonposition nicht verändern kann, sind High-Cuts sinnvoll. Möchte man einen etwas weicheren Gitarrensound, kann man auch versuchen die Mitten bei ca. 500Hz breitbandig zu ziehen.

Auch Kompression ist bei einer E-Gitarre nicht notwendig. Ein verzerrtes E-Gitarrensignal ist von Haus aus komprimiert. Bei Akustik-Gitarren, Country-Gitarren usw. oder gezupften Melodien kann ein Komprimieren von Vorteil sein um die Dynamik etwas einzugrenzen.

Bei E-Gitarren ist es am sinnvollsten, den Sound durch die Position des Mikros zu verändern.
Ist der Sound zu dumpf, muss man mit dem Mikrofon mehr in Lautsprechermitte fahren. Ist er zu grell, fährt man mit dem Mikrofon aus der Mitte des Lautsprechers raus.

Engl Thunder 50 Gitarrenamp auf Bühne mit Mikrofon

15. Soundcheck Gesang

Hier kann man auch wieder den Low- Cut hoch ansetzen.
Je nach Stimme sind Werte bis 150Hz oder höher völlig in Ordnung.
Bei einem Standard SM58 Mikrofon gibt es einen Bereich rund um 180 bis 250Hz, der immer etwas „mumpfig“ klingt. Diesen Bereich sollte man rausziehen. Bei Sängern, die sehr nahe am Mikrofon singen, kannst man durch die Bassanhebung, hervorgerufen durch den Nahbesprechungseffekt, ordentlich Bässe wegschneiden bzw. rausziehen.

Man sollte auf jeden Fall auch noch Bereiche suchen welche auffällig sind und zieht diese ebenso um ein paar dB raus. Dies machst man, indem man mit dem EQ eine beliebige Frequenz boostest und den EQ im gesamten Frequenzbereich nach links und rechts bewegst, bis man auf eine Frequenz stößt, die einem in der Stimme stört. Diese Frequenz sollte man dann um einige dB rausziehen.

Wenn der Gesang zu dumpf ist, kann man versuchen im Bereich 2 bis 6kHz zu boosten.

Beim Kompressor startet man mit einer Ratio von 4:1, einer kurzen Attack von ca. 5ms, Hold ebenso von 5ms und einer mittleren Release von 80ms.
Nun passt man den Threshold an damit der Kompressor zu arbeiten beginnt. Die Gain-Reduction holt man mit dem Gain Regler wieder auf. Über die Sends kann auch etwas Hall und eventuell auch etwas Delay hinzu gefügt werden.

Die Effekte sollte man immer dezent halten. Hier gilt lieber zu wenig als zu viel. Während der Songs kann man die Sends für die Effekte immer noch anpassen.

Es gibt Veranstaltungsräume die so hart und hallig sind, dass man auf einen Hall oder ein Delay komplett verzichten kann bzw. muss um den Sound nicht noch weiter zu verschlechtern.

Zum Schluss noch ein paar Tipps zur Kompression von Gruppen oder im Main-LR-Bus.
Die Kompressor sollten möglichst kurz bezüglich Atttack- und Release-Zeit eingestellt werden um nur die Spitzen zu kappen. Hat man lange Release-Zeiten eingestellt und man komprimiert etwas stärker, kann es passieren dass der Sound weggedrückt wird und das merkt man als Zuseher.

Wir hoffen wir konnten euch einen kurzen Überblick zum Thema Soundcheck geben.

Falls ihr noch mehr Wissen wollt, empfehlen wir euch unser 130 seitiges Ebook „Mixing Small Gigs Like A Pro“. Oder hole dir hier unsere kostenlosen Live Mixing Tipps.

Gesangsmikrofon SM58 Nahaufnahme